Am vergangenen Freitagabend, den 19. September 2025, füllte sich das CVJM-Haus in Dreis-Tiefenbach mit erwartungsvollen Gästen, die sich zum Lese-Lieder-Abend, organisiert von der Siegerländer Frauenhilfe, unter dem bewegenden Motto „Brot, von dem wir leben / Brot, das wir teilen“ versammelt hatten. Die Veranstaltung verband Musik und Erzählungen zu einem tiefgründigen Erlebnis, das Herz und Seele gleichermaßen berührte.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der Siegerländer Frauenhilfe, Gerlinde Schäfer, berichtete Marlene Röcher, wie das Brot überhaupt entstanden ist.
Die alten Ägypter bauten vor allem Emmer und Gerste an – zwei der ältesten kultivierten Getreidearten. Nach den jährlichen Nilüberschwemmungen säten die Bauern auf dem fruchtbaren Boden diese Getreide aus, das später zu Brot und Bier verarbeitet wurde.
Besonders revolutionär war die ägyptische Entdeckung der natürlichen Fermentation. Durch die Nutzung von Sauerteig – also spontan vergorenem Teig – entstand ein luftigeres, schmackhafteres Brot. Diese Technik verbreitete sich später in viele andere Kulturen.
Für die musikalischen Beiträge sorgte Tina Loth (Keyboard und Gesang), Katrin Nöh (Gitarre und Gesang), Verena Schaefer (Gesang) und Jakob Loth (Posaune). Eines der Lieder „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“ wurde mit seiner poetischen Sprache und der eindringlichen Melodie quasi zum klanglichen Leitmotiv des Abends. Die Zeilen erinnerten daran, dass geteiltes Brot mehr ist als Nahrung – es ist ein Symbol für Gemeinschaft, Mitgefühl und gelebte Nächstenliebe.
Zu einer der eindrucksvollsten Lesungen war über einen kranken Professor, der in einer schweren Lebensphase ein halbes Brot geschenkt bekam. Dieses einfache, aber bedeutungsvolle Geschenk wurde für ihn zum Wendepunkt. Statt es für sich zu behalten, verschenkte er es weiter – an jemanden, der noch bedürftiger war. Aber auch dieser behielt es nicht für sich selbst, und verschenkte es an jemanden, der noch bedürftiger war. Daraus wurde eine Kette und man erkannte: „Solange noch die Liebe unter uns ist, habe ich keine Furcht um uns“.
Zwischen Liedern und Lesungen konnten sich die Gäste bei Brot, Käseplatten und Getränken ihre Gedanken austauschen über das, was uns wirklich nährt – nicht nur körperlich, sondern auch geistlich und emotional. Brot wurde dabei zum Sinnbild für das, was wir einander geben können: Zeit, Aufmerksamkeit, Trost und Hoffnung.
Der Lese-Lieder-Abend war mehr als eine Veranstaltung – er war ein Moment des Innehaltens in einer oft hektischen Welt. Die Verbindung von Musik und Erzählungen ließ viele Besucher nachdenklich, aber auch gestärkt nach Hause gehen. Das geteilte Brot, ob real oder symbolisch, wurde zum Zeichen einer Gemeinschaft, die trägt.
Zum Nachhören und Nachlesen:
Das Lied „Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht“, kann hier nachgehört werden: Kirchenchor Waldorf
Der Text „Solange noch die Liebe unter uns ist, habe ich keine Furcht um uns“ kann hier nachgelesen werden: St. Antonius